Die Geschichte des Adventskranzes
Die Geschichte des Adventskranzes
Die überlieferte Geschichte des Adventskranzes beginnt zu Beginn des 18. Jahrhunderts im Rauhen Haus, einem Kinderheim vor den Toren Hamburgs. Das war sechs Jahre zuvor von Johann Hinrich Wichern, einem engagierten Theologiestudenten, begründet und eingerichtet worden.
Als Sonntagsschullehrer hatte er die schlimmen sozialen und hygienischen Verhältnisse kennen gelernt, unter denen die Menschen im Armenviertel der Hamburger Vorstadt St. Georg damals lebten. Vor allem die schreiende Not der Kinder dort ging Wichern nicht mehr aus dem Kopf und so beschloss er, etwas zu unternehmen, um ihnen zu helfen. Er gründete ein Heim für bedürftige Kinder. In den Folgejahren wurde die Einrichtung erweitert, wuchs und gedieh. Auch hier wurde Weihnachten gefeiert und die Kinder fragten immer wieder: „Wann ist endlich Weihnachten?“
Damit brachten sie Wichern auf eine Idee, die ihn zum Erfinder des Adventskranzes machte. Aus einem riesigen hölzernen Kutschenrad und 23 Kerzen bastelte er einen Lichterkranz. Der Ur-Adventskranz war nichts anderes, als eine ziemlich groß geratene Variante eines Adventskalenders.
Vier große weiße Kerzen (für die Sonntage) und 19 kleinere rote (für die Werktage) trug das hölzerne Rad, von denen Tag für Tag eine mehr angezündet wurde, bis der Kranz an Heiligabend die Kinderaugen in vollem Lichterglanz erstrahlen ließ. Sein Grün erhielt der Vorläufer unseres Adventskranzes erst später, als er 1851 erstmals mit Tannenzweigen umwunden wurde.
Weil sich die evangelische und die katholische Glaubenswelt damals viel stärker voneinander abgrenzten als heute, dauerte es fast ein Jahrhundert, bis der Adventskranz seinen Weg aus dem protestantischen Norden in die katholischen südlichen Regionen Deutschlands und nach Österreich fand. Erst 1925 wurde in einer katholischen Kirche in Köln ein Adventskranz aufgehängt.
Aber der hübsche vorweihnachtliche Lichterschmuck hatte längst Einzug in die Wohnstuben gehalten. Dazu war der Kranz geschrumpft und die Anzahl der Kerzen von dreiundzwanzig auf vier (für die Adventssonntage) reduziert worden. Wer hat zu Hause schon Platz für ein sperriges Wagenrad mit zwei Metern Durchmesser? Im Rauhen Haus begleitet die Bewohner übrigens auch heute noch ein Ur-Adventskranz durch die Vorweihnachtszeit.
Der Adventskranz steckt voller Symbolik
Im traditionellen Adventskranz aus Tannengrün mit vier Kerzen wurde im Lauf der Zeit viel an Symbolik entdeckt, die der Erfinder selbst womöglich gar nicht im Sinn hatte – christlich-religiöse, aber auch weltliche.
Der Kranz – ohne Anfang und Ende – symbolisiert den Kreislauf der Natur, aber auch das ewige Leben. Das Grün der Tannenzweige steht zum einen für das Leben, zum anderen für die Hoffnung der Christen auf die Ankunft des Erlösers.
Die vier Kerzen symbolisieren die vier Jahreszeiten und die vier Himmelsrichtungen. Der Lichterglanz, der Woche für Woche mit einer weiteren entzündeten Kerze heller strahlt, versinnbildlicht den Übergang aus der dunklen in die helle Zeit. Denn mit der bevorstehenden Wintersonnenwende endet die dunkle Jahreszeit und die helle mit ihren länger werdenden Tagen beginnt. Aus christlicher Sicht steht der Kranz für den Sieg und die Kerzen für den Kampf gegen das Dunkle. Außerdem gilt Kerzenlicht als Symbol für Christus, „das Licht der Welt“.
Mehr als nur Dekoration
Seine Symbolik ist über die Jahre mehr und mehr in Vergessenheit geraten und der Adventskranz ist zur Dekoration geworden, die heimelige Stimmung in die dunklen Abende vor Weihnachten bringt. Auch sein Aussehen beginnt sich zu ändern. Oft erinnern nur noch vier Kerzen an den traditionellen Kranz. Doch der Adventskranz ist lange Zeit mehr gewesen, als reine Zierde. Abend für Abend versammelte sich die Familie um den Kranz, um sich gemeinsam auf das Weihnachtsfest einzustimmen. Es wurden Adventslieder gesungen und Geschichten vorgelesen. Passt dieser schöne alte Brauch noch in unsere heutige Welt? Die Adventszeit bietet uns die Gelegenheit, einen Gang zurückzuschalten und innezuhalten, einen Blick zurück auf das Jahr zu werfen, das nun bald zu Ende geht.
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