Die Dämmerung senkt sich übers Land und in den Häusern gehen die Lichter an. Sie lassen den Schnee vor den Fenstern funkeln und glitzern.
Kein Mensch ist auf der Straße, als das Christkind von Haus zu Haus fliegt, um Klein und Groß zu bescheren. An diesem besonderen Abend sind alle zu Hause bei ihren Lieben.
Als es an einem Park vorbei kommt, stutzt das Christkind. Auf einer Bank sitzt einsam und verlassen ein älterer Mann. Er ist in einen abgetragenen Mantel gehüllt und hat die Hände tief in den Taschen vergraben. Verwundert fliegt das Christkind zu ihm.
„Es ist doch viel zu kalt, um im Park zu sitzen“, sagt es. „Willst du nicht nach Hause gehen und feiern? Heute ist Weihnachten!“
Ein einsamer Mann im Park
„Ich habe kein Zuhause mehr und niemanden, der mit mir feiern will“, antwortet der Mann traurig.
„Was ist denn mit deiner Familie?“, fragt das Christkind.
Niedergeschlagen senkt der alte Mann den Kopf. „Ich hatte einmal eine Familie. Aber meine Frau ist schon vor langer Zeit gestorben.“
„Aber du hast doch einen Sohn“, sagt das Christkind.
„Das stimmt“, meint der alte Mann und nickt. „Aber der will nichts mehr von mir wissen.“
„Wieso das denn?“, fragt das Christkind.
„Ach, das ist eine schlimme Geschichte“, beginnt der Mann zu erzählen. „Wir hatten vor Jahren einen Streit. Ich weiß schon längst nicht mehr, worum es eigentlich ging. Jedenfalls sagte mein Sohn damals, dass er mich nie wiedersehen wolle. Und ich sagte das Gleiche zu ihm. Seitdem sind wir getrennte Wege gegangen. Ich war ja so dumm!“
Der Mann nickt betrübt
„Das ist aber wirklich traurig“, findet das Christkind.
Der Mann nickt betrübt. „Ich wünschte, es ließe sich alles rückgängig machen. Ich vermisse meinen Sohn ganz schrecklich. Aber ich glaube nicht, dass er mich jemals wiedersehen will. Wahrscheinlich denkt er nicht einmal an mich.“
„Ich weiß, wo dein Sohn lebt“, sagt das Christkind. „Er und seine Familie stehen als Nächste auf meiner Liste.“
„Mein Sohn hat eine Familie?“, fragt der alte Mann und seine Augen beginnen zu strahlen. „Die würde ich gerne einmal sehen.“
„Dann komm doch mit“, schlägt ihm das Christkind vor.
Das Christkind nimmt ihn bei der Hand
Aufgeregt springt der alte Mann auf. „Du würdest mich mitnehmen?“, freut er sich. Da nimmt das Christkind ihn bei der Hand und ehe er sich versieht, stehen die beiden in einem hübschen Wohnzimmer neben einem wunderschön geschmückten Weihnachtsbaum. Schnell zaubert es ein paar Geschenke hervor und legt sie unter den Baum. Dann nimmt das Christkind das Glöckchen und bimmelt. Im selben Augenblick stehen der Mann und das Christkind draußen vor dem Haus. Neugierig gucken sie zum Fenster hinein. Die Wohnzimmertür wird aufgerissen und ein kleines Mädchen stürmt in den Raum. Gleich nach ihm treten die Eltern ein.
„Das ist mein Sohn!“, flüstert der alte Mann aufgeregt. „Und das müssen seine Frau und seine Tochter sein.“
Das Christkind nickt. „Schau hin!“, sagt es.
Die Familie stellt sich vor den Kamin. Auf dem Sims stehen Familienfotos. Der junge Mann nimmt ein Foto in die Hand. „Fröhliche Weihnachten, Papa!“, sagt er.
„Warum kommt Opa uns eigentlich nie besuchen?“, will das kleine Mädchen wissen.
„Wir haben uns leider aus den Augen verloren, weil ich einmal sehr, sehr dumm war“, antwortet der Vater traurig.
„Ich bin doch hier, mein Junge!“, seufzt der Mann leise.
Ein glückliches Wiedersehen
„Geh zu ihm!“, sagt das Christkind. „Ich bin sicher, du bist hier herzlich willkommen!“
„Meinst du wirklich?“, fragt der Mann.
Das Christkind nickt und drückt auf die Türklingel.
Nervös tritt der Mann vor die Tür. Da wird sie auch schon von seinem Sohn geöffnet. Einen Moment lang stutzt der junge Mann. Dann ruft er „Papa!“ und schließt seinen Vater in die Arme. „Ich dachte schon, wir würden uns nie wiedersehen. Es tut mir alles so leid.“
„Mir auch, mein Junge“, schnieft der alte Mann und drückt den Sohn ganz fest.
Eilig zieht der Sohn den Vater mit sich ins Wohnzimmer. „Seht nur, wer uns besuchen kommt“, ruft er strahlend. „Dein Opa, Sarah – mein Papa!“
„Wie hast du uns denn gefunden?“, will das kleine Mädchen neugierig wissen.
„Ob du’s glaubst oder nicht“, sagt der Opa freudestrahlend. „Mich hat das Christkind gebracht.“
Hier kannst du dir die Geschichte auch anhören:
Die Geschichte Das Christkind und der Mann im Park haben wir dem Buch Fröhliche Weihnachten mit dem Christkind entnommen.
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