Die Geschichte des Heiligen Nikolaus
Die Geschichte des Heiligen Nikolaus
Obwohl der heilige Nikolaus zu den bekanntesten katholischen Heiligen zählt, sind historisch belegte Fakten über sein Leben rar. Er wurde irgendwann zwischen 270 und 286 n. Chr. in Patara, einem Ort nahe der Stadt Myra in Kleinasien geboren und wirkte in der ersten Hälfte des 4. Jahrhunderts als Bischof von Myra. Heute heißt die Stadt Kocademre und liegt in der Türkei.
Der Überlieferung nach wurde Nikolaus im Alter von 19 Jahren von seinem Onkel Nikolaus, damals Bischof von Myra, zum Priester geweiht. Später stand er als Abt dem nahe gelegenen Kloster Sion vor. Als Sohn reicher Eltern soll er nach deren Tod einen Teil des Vermögens unter den Armen verteilt haben.
Nikolaus von Myra starb an einem 6. Dezember. Das Todesjahr ist strittig; in Frage kommen die Jahre 326, 345 und 351.
Die Wunder des Heiligen Nikolaus
Um seinen Ruf als Wundertäter ranken sich zahlreiche Legenden, in die allerdings auch historische Einzelheiten aus dem Leben anderer Heiliger gleichen Namens eingeflossen sind, darunter Nikolaus, Bischof von Pinara.
Zwei Beispiele für Wunder, die dem heiligen Nikolaus zugeschrieben werden, stehen für viele: Das erste erinnert an die wundersame Brotvermehrung aus dem Neuen Testament. Während einer großen Hungersnot erfährt der Bischof von Myra, dass im Hafen ein Schiff mit Getreide für den Kaiser in Byzanz vor Anker liegt. Er bittet die Seeleute, einen Teil des Korns auszuladen, um die Not der hungernden Bevölkerung zu lindern. Sie weigern sich anfangs aus Angst vor dem Kaiser, der die abgewogene Schiffsladung vollständig erwartet. Doch nachdem Nikolaus ihnen erklärt, ihnen würde daraus kein Schaden entstehen, lassen sich die Seeleute erweichen und laden einen Teil des Getreides aus. Als sie schließlich in Byzanz ankommen, stellen sie verblüfft fest, dass sich das ursprüngliche Gewicht der Ladung trotz der Kornspende für den Bischof nicht geändert hat. Das in Myra zurückgelassene Getreide reicht für volle zwei Jahre, und danach ist sogar noch etwas für die Aussaat übrig.
Das zweite Wunder ist genauso außergewöhnlich. Ein Mann möchte den Bischof von Myra wegen eines unerfüllten Kinderwunsches um seinen Segen bitten. Doch als er in Myra eintrifft, ist Nikolaus gestorben und wird gerade bestattet. Der Mann nimmt sich ein Stück des Leichentuches als Reliquie mit. Am 6. Dezember des nächsten Jahres entbindet seine Frau und er wird stolzer Vater eines Sohnes.
Doch der Junge wird an seinem siebten Geburtstag von Arabern nach Babylonien verschleppt, wo er als Diener arbeiten muss. Ein Jahr später, wieder an einem 6. Dezember, erfasst ein Wirbelsturm den Jungen, trägt ihn durch die Luft und setzt ihn vor der Nikolauskirche ab, in der seine Eltern gerade für seine Rückkehr beten.
Der Bischof von Myra tut aber auch ohne Wunder Gutes. Als er hört, dass ein Mann seine drei Töchter verkaufen will, weil er kein Geld für ihre Mitgift hat, wirft Nikolaus in drei aufeinander folgenden Nächten je einen großen Goldklumpen in die Kammer der drei Jungfrauen und bewahrt sie so vor einem harten Schicksal. Der heilige Nikolaus ist der Schutzpatron der Seefahrer, der Händler und der Kinder. Daneben betrachten viele weitere Gruppen ihn als ihren Schutzheiligen, darunter Juristen, Metzger, Schneider, Diebe und Gefängniswärter.
Der Nikolausbrauch
Auf der Legende der drei Goldklumpen basiert der Brauch, dass der heilige Nikolaus nachts heimlich die Stiefel oder Teller braver Kinder mit Geschenken füllt. Er hat seine Wurzeln im 12. Jahrhundert, als sich französische Nonnen von der Goldklumpenlegende inspirieren ließen. Unbemerkt schlichen sie im Morgengrauen zu den Häusern armer Menschen und hinterließen mit Nüssen und Obst gefüllte Strümpfe.
Ein anderer Brauch lässt den Nikolaus am Nikolausabend im Bischofskostüm von Haus zu Haus ziehen und die Kinder beschenken. Seine Gaben trägt er in einem Sack. Bevor er austeilt, fragt er die Kinder, ob sie im vergangenen Jahr brav gewesen sind, denn unartige Kinder gehen leer aus.
Eine fragwürdige Variante gibt dem Nikolaus einen grimmigen Begleiter mit auf den Weg, der je nach Region Krampus, Knecht Ruprecht oder Schmutzli genannt wird. Seine Aufgabe ist es, die unartigen Kinder mit der Rute zu bestrafen.
Ursprünglich fand am Nikolaustag die Weihnachtsbescherung statt. In manchen Ländern ist das auch heute noch so. Doch zu Zeiten der Reformation, die sich gegen jede Heiligenverehrung aussprach, wurden Feiern am Nikolaustag verboten. Weil sie auf die lieb gewonnene Bescherung deshalb aber nicht verzichten wollten, verlegten viele Menschen sie auf den Weihnachtsabend und suchten sich eine andere Symbolfigur. Seitdem bringt das Christkind die Weihnachtsgeschenke.
Heute ist es vielerorts üblich, Kinder am Nikolaustag mit Kleinigkeiten zu beschenken, während die „große Bescherung“ am Heiligabend stattfindet.
Tag der Kinder
Der Nikolaustag ist vor allem ein Tag der Kinder. Im Mittelalter gab es in vielen Klosterschulen den Brauch, dass sich die Kinder aus ihren Reihen einen „Kinderbischof“ wählten. Er durfte nach dem Prinzip „verkehrte Welt“ den Erwachsenen predigen und sie für ihr Verhalten tadeln. In machen Orten blieb er bis zum 28. Dezember, dem „Tag der unschuldigen Kinder“, im Amt. Der Brauch ist schon seit langem ausgestorben. Er hätte heute aber auch keinen Sinn mehr, dürfen die Kinder doch mittlerweile das ganze Jahr über „mitreden“.
Vom Nikolaus zum Weihnachtsmann
Im Lauf der Zeit ist der Nikolaus der Bescherung vom 6. Dezember zum Weihnachtsabend gefolgt und hat einen neuen Namen erhalten. Bei uns heißt er nun Weihnachtsmann, in Nordamerika Santa Claus; in England wird er Father Christmas und in Frankreich Père Noel genannt. Sein Bischofsgewand hat er gegen ein rotweißes Kostüm getauscht.
Und er lebt weder in Myra noch in Bari, sondern zwischen Schnee und Eis am Nordpol.
Das Christkind bringt auch heute noch vielen Kindern die Weihnachtsgeschenke, wird aber zusehends vom weltweit verbreiteten Weihnachtsmann verdrängt.
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