England ist für gruselige Vorkommnisse ja bekannt. So ist es nicht weiter verwunderlich, dass sich diese seltsame und ziemlich unheimliche Geschichte ausgerechnet in London abgespielt hat.
Seit dem frühen 19. Jahrhundert erschien im Royal Theatre in London immer wieder eine unheimliche Gestalt, die man den Mann in Grau nannte. Der Spuk währte mehr als 150 Jahre lang.
Weil der Mann in Grau in dieser langen Zeit von so vielen verschiedenen Menschen gesehen wurde, muss man davon ausgehen, dass es ihn wirklich gegeben hat.
Der Mann, so berichten die Zeugen, hatte ein sympathisches Gesicht und wahr ungewöhnlich groß. Gekleidet war er mit einem langen grauen Mantel und hohen Reitstiefeln. Auf dem Kopf trug er eine gepuderte Perücke und einen Dreispitz. Außerdem hatte er immer ein Schwert bei sich.
Sein Erscheinen lief jedes Mal auf dieselbe Weise ab. Er trat – immer bei Tag – unversehens aus der Wand an der linken Seite des oberen Ranges heraus und schritt hinter den Sitzen entlang zu gegenüberliegenden Wand, in der schließlich wieder verschwand. Dabei sah er sich niemals um, kümmerte sich nicht um die anwesenden Menschen und sprach mit niemandem. Er wirkte so echt wie ein ganz normaler Mensch aus Fleisch und Blut. Wenn ihm allerdings jemand im Weg stand, löste er sich vor dem Betreffenden in Luft auf und erschien auf der anderen Seite des Hindernisses mir-nix-dir-nix wieder.
Natürlich suchte man lange Zeit nach einer Erklärung für den anhaltenden Spuk. Um das Jahr 1850 kam Kommissar Zufall zu Hilfe. Bei Renovierungsarbeiten an der Wand, aus der der Mann in Grau immer hervortrat, wurde eine zugemauerte Nische entdeckt und geöffnet. Darin fand man das Skelett eines Mannes. Ein rostiger Dolch steckte noch zwischen seinen Rippen.
Obwohl die sterblichen Überreste des Ermordeten begraben wurden, fand sein Geist noch lange keine Ruhe. Bis ins Jahr 1980, in dem er zum letzten Mal beobachtet wurde, drehte er weiter seine Runde.
Wer der Mann war und warum er ermordet wurde, ist bis heute nicht geklärt und wird wohl für alle Zeiten ein Geheimnis bleiben. Auch über seinen Mörder lassen sich nur Vermutungen anstellen. Doch selbst wenn das Rätsel eines Tages doch noch gelöst werden könnte, ist es für die Bestrafung des Schuldigen schon lange zu spät.
Lass es spuken – Das Gruselbuch zum Mitmachen
von Günter W. Kienitz & Bettina Grabis
Ökotopia Verlag – ISBN 978-3-9319-0201-8
Hier kannst du dir die Geschichte auch anhören:
Wow, das ist ja wohl TOTAL gruselig!!!
Sehen wir auch so. Und was „gruselig“ betrifft: Wir freuen uns schon riesig auf Halloween! Sind ja nur noch ein paar Wochen …